Vorteile und Nachteile von WordPress Premium Themes
12. April 2020
geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Die hohe Verbreitung des Content Management Systems WordPress bewirkt unter anderem, dass es dafür ein riesiges Angebot an fertigen und sehr ansehnlichen Premium Themes gibt. Vom simplen Blog-Design bis zum umfangreichen Framework ist alles dabei. Zudem besteht natürlich die Möglichkeit, ein völlig eigenes Design zu entwickeln. Für jede dieser Optionen gibt es sinnvolle Anwendungsgebiete – wie auch weniger empfehlenswerte Szenarien …
Grundsätzlich hängt es – wie so oft – von mehreren Faktoren ab, wie die Entscheidung in punkto Theme ausfällt. Inzwischen greifen tatsächlich sehr viele Anwender auf die große Auswahl kostenpflichtiger Premium Themes zurück, weil diese auf den ersten Blick einsatzfertig und mit Preisen zwischen zumeist 40 und 60 US-Dollar recht günstig sind. Damit sind auch direkt die beiden größten Vorteile genannt. Für diese niedrige Summe wird man definitiv kein vorzeigbares, individuelles Design bekommen und viele „Fertig-Themes“ lassen die eigene Website ohne Frage innerhalb weniger Minuten wie die gewünschte Vorlage aussehen.
Vor allem für klassische Blogs ohne unterschiedliche Inhaltstypen (hier hat man es vorwiegend mit im Aufbau gleichen Posts zu tun) sind Premium Themes daher in der Regel unter optischen Gesichtspunkten durchaus gut geeignet. Im Idealfall findet man also ein Theme, das einem direkt gut gefällt und quasi allen Vorstellungen entspricht. Man kauft es, installiert es, nimmt ein paar Einstellungen vor und fertig ist die eigene Website. So weit, so gut. In der Realität ist der Weg allerdings oft etwas weniger geradlinig – vor allem, wenn man doch noch größere Änderungen vornehmen möchte als nur ein Logo oder die Schriftfarbe auszutauschen.
Günstige Preise auf Kosten der (völligen) Individualität
Zu beachten ist bei etwaigen Änderungswünschen, dass man Premium Themes im Normalfall nicht einfach ohne weiteres anpassen kann. Meist hat man es in den Templates (den einzelnen PHP-Dateien des Themes) mit einer recht individuellen Architektur zu tun, die sich nicht unbedingt besonders prinzipientreu an geltende Standards hält. Zwar lassen sich gewünschte Änderungen selbstverständlich vornehmen, man benötigt dafür allerdings schon mindestens einigermaßen fortgeschrittene Kenntnisse in HTML und PHP sowie etwas Zeit, um die Logik des jeweiligen Premium Themes nachzuvollziehen.
Daher empfiehlt es sich in der Regel, dafür den (hoffentlich angebotenen) meist englisch-sprachigen Service der Theme-Autoren in Anspruch zu nehmen. Auch hier sind der Unterstützung allerdings Grenzen gesteckt, da sicherlich niemand für eine kleine Gebühr ein komplett neues Theme entwickeln wird. Es sollte kein Problem darstellen, wenn man zum Beispiel Datum und Autorennamen oberhalb der Überschrift statt darunter darstellen möchte, allerdings darf man nicht erwarten, dass man auf diesem Weg sämtliche Inhaltselemente neu sortieren kann.
Frameworks haben viel zu bieten – manchmal aber auch zu viel
Einfacher ist es mit den Framework-Themes (oder auch „Baukästen“), die eine sehr hohe Flexibilität und Wandlungsfähigkeit besitzen. Daher kommen sie vor allem dort zum Einsatz, wo ein modernes Design ohne allzu spezifische Vorgaben umgesetzt werden soll. Zu den beliebtesten Framework-Kits gehören Avada, Divi und Enfold, die jeweils ab rund 60 US-Dollar erhältlich sind. Oft kommt auch das Elementor-Plugin zum Einsatz, das mit verschiedenen Themes kombinierbar ist. Hierfür fallen allerdings jährliche Gebühren an, die bei 49 US-Dollar beginnen.
Mit diesen umfangreichen Systemen können zahlreiche Designvorlagen genutzt werden, so dass mit ziemlicher Sicherheit jeder ohne ganz konkrete Vorstellungen einen passenden Entwurf findet. Aber Vorsicht, beliebig kombinieren – z.B. Frontpage aus Vorlage A und Artikelansicht aus Vorlage B – kann man die einzelnen Vorlagen nicht so einfach ohne weiteres. Alternativ bastelt man sich aus den verfügbaren Elementen ein eigenes Layout zusammen. Das dauert zwar auch seine Zeit und ist sicherlich nichts für absolute Anfänger, bietet einigermaßen erfahrenen Anwendern allerdings eine hohe Funktionsvielfalt und bereitet logischerweise immer noch wesentlich weniger Aufwand als die Entwicklung eines komplett neuen Themes.
Ihre Flexibilität verdanken die Frameworks primär den dafür mitgelieferten Plugins (allen voran den jeweiligen Page Buildern), die stets im Bundle enthalten sind. So schön die große Auswahl zusätzlicher Funktionen sein kann, so problematisch kann sie aber auch werden. Wer jahrelang mit einem bestimmten Page Builder arbeitet, kann die dann bestehenden Inhalte häufig nicht einfach in einen anderen übertragen.
Das gilt auch für Premium-Themes, die häufig mit diversen Plugins geliefert werden. Updates für im jeweiligen Paket enthaltene Erweiterungen stehen dann jedoch meist nicht einzeln zur Verfügung, sondern müssen als Teil des gesamten Theme-Bundles durchgeführt werden. Daher sollte man vor dem Kauf des Themes darauf achten, dass Updates regelmäßig und in relativ kurzen Abständen zur Verfügung gestellt werden, um auch die Plugins immer aktuell halten zu können.
Oft gibt es auch gar keinen Bedarf für die Vielzahl an Möglichkeiten, die ein Premium Theme zu bieten hat. In dem Fall ist es alles andere als effizient, auf ein so umfangreiches Paket zu setzen. Generell ist der Code von Multipurpose-Themes in der Regel verhältnismäßig „aufgebläht“ (der der Begriff „Bloat Code“), weil aufgrund der möglichst vielfältigen Einsatzmöglichkeiten eben kein maßgeschneidertes „Gerüst“ möglich ist. Dem lässt sich zwar teilweise entgegenwirken, indem nicht benötigte Funktionen abgeschaltet werden (sofern möglich), insgesamt ist aber die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie für eine erhöhte Ladezeit und eine dadurch bedingte, schlechtere Usability sorgen.
Teilweise kann man diesem Effekt zwar mit einem Caching Plugin begegnen, das allerdings auch nicht immer problemlos einzusetzen ist und bei fehlerhaftem Einsatz sogar noch mehr Probleme verursachen könnte – wer sich diesen Umweg sparen kann, sollte das auch tun (generell: je weniger Plugins, desto besser: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“).
Insbesondere bei Websites, die viel Wert auf eine geringe Ladezeit legen, sollte man sich vorab gut über die Ladezeiten des gewählten Themes informieren (beziehungsweise ggf. sogar überlegen, ob ein CMS generell die beste Grundlage bietet). Wer hingegen den Großteil seiner Besucher über Direktaufrufe (z. B. durch Verlinkungen oder Printwerbung) bezieht, kann sich hier vermutlich etwas entspannter bewegen.
Lange Rede, kurzer Sinn
Wann bietet sich ein Premium Theme an?
Das Design der Website muss keine spezifischen Vorgaben (z.B. ein komplexes Corporate Design) erfüllen, soll allerdings auf allen Geräten (von PC bis Smartphone) einen modernen Look aufweisen und in ein begrenztes Budget passen. Die Ladezeit der Seiten spielt keine übergeordnete Rolle, stattdessen sind Animationen und ähnliche Effekte für eine ansprechende Darstellung der Inhalte durchaus gewünscht. Es ist auch genug Bildmaterial und sonstiger Content vorhanden, um die Vielfalt an Vorlagen angemessen nutzen zu können. Zugleich sind die Vorlagen „out of the box“ völlig ausreichend und müssen nicht weiter angepasst werden.
Wann ist ein Premium Theme eher nicht die beste Wahl?
Die optischen Vorgaben durch ein Corporate Design sind strikt und mehr oder weniger unkonventionell. Im Gegensatz dazu sind keine ungewöhnlichen Funktionen notwendig, so dass alle benötigten Ergänzungen zum Standard-Umfang von WordPress durch Einzel-Plugins möglich sind. Dennoch sollten Templates etc. auf einer möglichst minimalistischen und dem Standard entsprechenden Code-Struktur basieren, um sie bei Bedarf später problemlos (und ggf. auch durch zunächst unbeteiligte Entwickler) anpassen zu können.